Österreichweit haben die eröffneten Firmeninsolvenzen im 1. Quartal 2023 im Vergleich zu 2022 um 37,1 % von 590 auf 809 Verfahren zugenommen. Die Eröffnungen liegen 4,5 % über dem 1. Quartal des Vor-Corona-Jahres 2019.
Während Tirol (–10,2 %) und Vorarlberg (–26,3 %) Rückgänge bei den Eröffnungen zu verzeichnen haben, sind in allen anderen Bundesländern erhebliche Steigerungsraten vorliegend, die höchste in Kärnten mit einem Plus von 68,18 %. Auffallend ist die zunehmende Verletzung der gesetzlichen Insolvenzantragspflicht. So wurden im 1. Quartal 2023 6 von 10 (60,4 %) Insolvenzverfahren nicht von den Unternehmern selbst, sondern von den Gläubigern beantragt.
Antragstellung
Eigenanträge: 320 39,56%
Gläubigeranträge: 489 60,44%
Gesamt: 809 100,00%
Die Passiva sind um 3% von EUR 418,9 Mio. auf EUR 431,5 Mio. gestiegen und es waren 2.831 Arbeitsplätze gefährdet.
Hinsichtlich der 702 im 1. Quartal 2023 beendeten Firmeninsolvenzen ist auszuführen, dass in 206 Verfahren (29,4%) mit den Gläubigern ein Sanierungsplan abgeschlossen wurde, ein international hervorragender Wert.
Der AKV rechnet im heurigen Jahr mit 3.300 eröffneten Firmeninsolvenzen und 2.200 Insolvenzabweisungen mangels Masse, insgesamt daher mit 5.500 Unternehmensinsolvenzen.
Privatinsolvenzen
Die eröffneten Privatinsolvenzen sind im 1. Quartal 2023 gegenüber dem Vorjahr um 2,46 % auf 2.170 Verfahren gestiegen.
Eröffnete Privatkonkurse im 1. Quartal
2018: 2 779
2019: 2 498
2023: 2 170
Heuer entfallen nur 85 Fälle auf das im Juli 2021 neu eingeführte Gesamtvollstreckungsverfahren. Auch die Veröffentlichungen der „Offenkundigen Zahlungsunfähigkeiten“ (OZ) durch die Exekutionsgerichte sind rückläufig. Im 1.Quartal 2023 wurden nur 432 OZ veröffentlicht, dies gegenüber 716 Veröffentlichungen im 1. Quartal 2022.
Die Folgenabschätzungen im RIRUG, wonach lediglich 25% der Abschöpfungsverfahren in einem verkürzten Tilgungsplan enden, ist völlig unzutreffend. Tatsächlich endeten im 1. Quartal 2023 94,5 % der Abschöpfungsverfahren mit einem Tilgungsplan, im Gesamtjahr 2022 waren es sogar 97,4%.
Bezüglich der Bundesländer gibt es erhebliche regionale Unterschiede: während in der Steiermark nach einem Rekordpleitenjahr im Vorjahr die Eröffnungen um 16,5% abgenommen haben, haben sie sich in Vorarlberg fast verdoppelt (91,8%).
Auffallend ist die hohe Durchschnittsverschuldung bei Männern (EUR 126.900,–) gegenüber jener von Frauen (EUR 73.000,–).
Trotz gestiegenem Beratungsbedarf ist mit einem gravierenden Anstieg der Privatinsolvenzen nicht zu rechnen, da die „Existenzsicherung“ und nicht die Schuldenregulierung im Vordergrund der Beratungen steht.
Detaillierte Bundesländerzahlen finden Sie auf der AKV-Website, in der auch neue „interaktive Grafiken“ eingebaut sind, die die aktuellen und vergangenen Insolvenzzahlen aller Bundesländer über die letzten Jahre zur Verfügung stellen.