DIGITALISIERUNG JURISTISCHER PROZESSE. Nach mehreren Jahrzehnten in führenden Positionen in Rechtsabteilungen gründete der Jurist Maximilian Kindler das Start-up „incaseof.law“. Die Klage gegen sein Geschäftsmodell bis zum Obersten Gerichtshof überlebte er finanziell knapp – und in der Sache erfolgreich. Mit neuem Partner und frischer Energie feiert er Erfolge im automatisierten Forderungsmanagement. „incaseof.law“ ist als erstes österreichisches Legal Tech direkt an den elektronischen Rechtsverkehr des Bundes angebunden.
Der hochgewachsene Jurist Maximilian Kindler hat auch eine Vergangenheit als Sportler. Das mag ihm geholfen haben, zwei Jahre Prozesse gegen sein Geschäftsmodell durchzustehen, bis hinauf zum Obersten Gerichtshof. Nun, da die Sache ausgestanden und in den wesentlichen Punkten gewonnen ist, sagt er erleichtert: „Gelegenheit, aufzugeben, hatte ich zuhauf.“ Er hofft, „dass das Urteil der Branche einen gewissen Ruck gegeben hat“. Und zwar sowohl in der Anwaltschaft wie auch in der Legal Tech-Szene. Denn: Angesichts immer schlechterer Wirtschaftsdaten sollte sich Österreich darauf besinnen, „dass unser einziges Kapital die gescheiten Leute sind. Wir müssen ein Innovations-Standort werden!“
Kooperation
Seiner Idee einer „digitalen Rechtsabteilung on demand“ will er jedenfalls treu bleiben, gegen alle Missverständnisse. Anwältinnen und Anwälte können sich auf seiner Plattform „incaseof.law“ maßgeschneiderte Auskünfte zu spezifischen Rechtsfragen holen. Kindlers Legal Tech liefert – vereinfacht gesagt – per Künstlicher Intelligenz recherchierte Lösungen. Diese kann die Anfragerin, der Anfrager Tür ihre/seine Arbeit einsetzen, oder auch nicht. Was Kindler jedenfalls wichtig ist: „Die KI hebt ja die Qualität der Arbeit! Wir nehmen niemandem etwas weg, im Gegenteil: Wir bringen Geschäft!“ Kindler spricht in diesem Zusammenhang offen an, dass sich die Strukturen von Anwaltskanzleien und auch von Rechtsabteilungen in einem großen Umwandlungsprozess befinden. Die Zukunft des recherchierenden Konzipienten jedenfalls sieht er kritisch. Der Trend gehe wieder mehr in Richtung Einzelanwält:innen, die juristische Recherche-Leistungen auf digitalem Weg organisierten und auf Personal weitgehend verzichteten.
Forderungs-Management
Im Jänner 2024 holte sich Maximilian Kindler den Software-Entwickler Leonard Struck ins Unternehmen, der das automatisierte Forderungs-Management auf ein neues Qualitätsniveau stellte: „Im Gegensatz zu herkömmlichen Inkasso-Dienstleistern, bei denen häufig das Risiko besteht, Kundenbeziehungen und somit auch das Image der Marke nachhaltig zu schädigen, hat incaseof.law seine Prozesse so gestaltet, dass Inkassoaktionen nicht nur der nahtlosschnellen und effizienten Forderungsrealisierung dienen, sondern auch die Kundenbeziehung erhalten.“
Mit dieser Dienstleistung punktet Kindler mittlerweile auch bei Rechtsabteilungen, denen er viel Arbeit abnimmt („Wer will heute schon eine Mahnklage ausfüllen?“). Die Akzeptanz des Forderungs-Managements durch „incaseof.law“ sei bei Unternehmen und Anwaltskanzleien gleichermaßen hoch: „Der hohe Grad der Automatisierung bringt eine bedeutende Zeitersparnis und vereinfacht die Einreichung von Forderungen erheblich, was zu schnellerem Cashflow führt. Die signifikante Reduktion des administrativen Aufwands bedeutet, dass Buchhaltungs- und Rechtsabteilungen entlastet werden und sich auf ihre Kernkompetenzen konzentrieren können.“
Integration in den ERV
Als erstes österreichisches Legal Tech hat „incaseof.law“ die direkte Anbindung an den elektronischen Rechtsverkehr des Bundes (Web-ERV). Damit ist die reibungslose Kommunikation und Abwicklung auch für den gerichtlichen Bereich gegeben. Das innovative Forderungs-Management bietet somit eine volldigitale End-to-End- Lösung, in die Gläubiger, Inkassounternehmen, Schuldner, Rechtsanwälte und Gerichte einbezogen sind.
Angesichts der erfreulichen Akzeptanz seines automatisierten Forderungs-Managements meint Maximilian Kindler zuversichtlich: „Die Technik ist gekommen, um zu bleiben.“
Die beiden führenden Köpfe von „incaseof.law“: Leonard Struck
(CTO & Late-Co-Founder) und Maximilian Kindler (CEO & Founder)