Dass der junge Rudolf Welser eigentlich Schauspieler werden wollte hat man ihm sein Leben lang angesehen. Es gelang ihm fast selbstverständlich, Aufmerksamkeit und Interesse auf sich zu ziehen. Beim Rechtswissenschaftler und Universitätslehrer verband sich das Schauspielerische begnadet mit dem klugen Inhalt. Und auch wenn er schrieb, spürte man oft eine Art pompösen Gestus. Auch „Blitz und Donner“ konnte er ganz gut, auf allen Kanälen. Er war ein begeisterter Kommunikator, weit über die Grenzen Österreichs hinaus. Mehr als 20 Auszeichnungen (inklusive Ehrendoktorate) spiegeln seine auch internationale Anerkennung wider. Nicht nur das 1970/71 gemeinsam mit Helmut Koziol verfasste Lehrbuch des bürgerlichen Rechts, sondern auch die zahllosen nachfolgenden Publikationen machten ihn zu einer Institution in Sachen Privatrecht.
Aus seiner Perspektive als Autor und Wissenschaftler hatte Welser in späten Jahren nur noch wenig Freude mit der Entwicklung des Bürgerlichen Rechts, speziell wegen dessen zunehmender Prägung durch das EU-Recht: „Es sind unglaublich umständliche, undurchsichtige, extrem kasuistische Formulierungen, die sich oft systematisch nicht mehr erfassen lassen…“ sagte er in einem Gespräch 2019. Dem Ärger über schlechte Texte, speziell im juristischen Bereich, begegnete der fröhliche Kommunikator offensiv. Mit Lesungen aus seinem Buch „Recht lustig“ füllte der gestrenge Rechtslehrer ganze Säle mit begeisterten Zuhörern. Sein fröhliches Naturell half ihm dabei, schwierige Rechtsthemen so darzubieten, dass sie auch von „normalen“ Menschen verstanden werden konnten. Seine pädagogische Ambition reichte bis ins Kinderzimmer. Eine seiner letzten erfolgreichen Publikationen war das Familienbuch: „Mama, Papa, was ist Recht?“