"Verhandlungen gehen mir schon ab"

 

 

 

 

 

 

 

 

NEUE PRÄSIDENTIN. Seit 1. August steht die 55-jährige Juristin Christina Gumpoldsberger an der Spitze des Landesgerichts Salzburg. Sie kehrt nach über 30 Jahren in ihre Heimat zurück, wo sie in Eugendorf aufgewachsen ist und in Salzburg studierte.

Mag. Christina Gumpoldsberger,

seit 1. August 2024 neue Präsidentin

des Landesgerichts Salzburg

 

Das großzügige Büro der neuen Präsidentin bietet spektakuläre Ausblicke: zwei Kirchen und die Festung. Das Haus selbst, dem sie nun vorsteht, beeindruckt durch eine geschmackvolle und benutzerfreundlich zeitgemäße Sanierung. Ihr Vorgänger Hans Rathgeb (2008 bis 2024) hat ihr ein im besten Sinne des Wortes „wohlbestelltes Haus“ übergeben. Christina Gumpoldsberger bringt reiche Erfahrung im Justiz-Management mit. 1993 begann sie am Bezirksgericht Wels, von 1999 bis 2024 war sie am Landesgericht Wels tätig, zuletzt als Vizepräsidentin.

Für die Gerichte in Oberösterreich, Salzburg, Tirol und Vorarlberg war sie von 2013 bis 2020 als stellvertretende Gleichbehandlungsbeauftragte für Richter:innen, Richteramtsanwärter:innen und Rechtspraktikant:innen tätig. Zudem agierte sie als zivilrechtliche Prüferin im Bereich der Inneren Revision im Sprengel des OLG Linz.

 

Zuhören und Teamplaying

Auch in die neue Leitungsaufgabe will Christina Gumpoldsberger ihre Grundprinzipien im sozialen Umgang einbringen: Zuhören und Teamplaying: „Kommunikation ist das Um und Auf. Durch aktives Aufeinanderzugehen können meiner Ansicht nach Probleme frühzeitig erkannt und entsprechend gelöst werden“ betont die neue Präsidentin. Mit 50 Vollzeitstellen und einer nicht unerheblichen Zahl von Teilzeitrichter:innen hat sie eine herausfordernde Organisations- und Managementaufgabe zu bewältigen. Als gute Unterstützung der gerichtlichen Arbeit sieht sie die weit fortgeschrittene Entwicklung des „digitalen Akts“ in Österreich. „Auf diese europaweit anerkannte Technologie können wir stolz sein.“ 

 

Beschleunigungsgebot

Zum immer wieder aufkommenden Vorwurf langer Verfahrensdauern verweist die neue Präsidentin auf die zwei bewährten Prüfeinrichtungen der Dienstaufsicht und der Innenrevision. Da werde schon genau hingeschaut. Im Sinne des Beschleunigunggebots beteilige sich auch das Landesgericht Salzburg an dem Pilotprojekt des Justizministeriums namens: „Verfahrens-Manager“. Da werden Kanzleibedienstete auf Maturaniveau tätig, um den „extrem steigenden Aufwand“ (Gumpoldsberger) auf verschiedenen Ebenen organisatorisch zu begleiten, konkret in der Unterstützung von Richterinnen und Richtern. Es geht dabei um die Entlastung bei administrativen Aufgaben wie der Berechnung von Kosten und Gebühren, um Support beim Verhandlungs-Management (Überprüfung von Ladungen, Technik-Check, Koordination von Terminen und Verhandlungsräumen etc.) oder um die Kommunikation mit Sachverständigen. In Salzburg beteiligt man sich mit einer Unterstützungskraft für die Bereiche Zivil- und Strafrecht.

 

Pensionierungswelle

Ihre größten Herausforderungen sieht Christina Gumpoldsberger in der weiteren Personalentwicklung des Gerichts: „Die Pensionierungswelle verlangt rechtzeitige Rekrutierung geeigneten Personals sowohl im richterlichen Bereich wie auch Tür das Backoffice“. Dafür seien die Karten in Salzburg gar nicht so schlecht. Das frisch renovierte Gerichtsgebäude und gute Arbeitsbedingungen (Teilzeit) sowie die Aufgabe, am Rechtsstaat mitzuwirken seien insgesamt ein gutes Angebot für junge Juristinnen und Juristen: „Eine attraktive Aufgabe an einem attraktiven Arbeitsplatz.“ Wir müssen auf eine verstärkte Sichtbarkeit der Justiz setzen“ meint die neue Präsidentin optimistisch. Sie verströmt zupackende Aufbruchsstimmung und Zuversicht. Also alles paletti? Fast alles. Nach 21 Jahren Zivil- und Handelsrichterin meint die neue Salzburger Präsidentin: „Verhandlungen gehen mir schon ab.“