Der Reiz der Selbstständigkeit

UNTERNEHMERINNENGEIST. Nach zehn Jahren in einer mittelgroßen Sozietät will sie’s wissen: Theresia Grahammer hat ihre eigene Kanzlei mit dem Schwerpunkt Immobilienrecht gegründet. An Energie und Plänen fehlt es der geborenen Vorarlbergerin nicht.

 

MMag. Dr. Theresia Grahammer
Neue Kanzlei für Immobilienrecht

Nicht selten geben „High Potentials“ ihre Absichten mehr oder weniger deutlich zu erkennen. Von Theresia Grahammer kann gesagt werden: Sie will hoch hinaus. Kürzlich hat sie ihre Kanzlei im legendären Hochhaus in der Wiener Herrengasse eröffnet. Schwerpunkt: Immobilienrecht. Das Gebäude passt perfekt zu ihrem juristischen Angebot. Ihr Klienten-Portfolio umfasst bereits eine große internationale Bank (Anlage-Objekte und Transaktionen), einen bedeutenden privaten Investor sowie eine bundesweit tätige Hausverwaltung. Was ihr am Immobilienrecht gefällt? „Es ist ein sehr flexibles Recht mit vielfältigen Herausforderungen“.

 

Schaffe, schaffe…

In Bregenz geboren und in Lustenau aufgewachsen, verfügt die mittlerweile 35-Jährige quasi genetisch über Arbeitsenergie und Zielorientierung. Sie weist darauf hin, dass Immobilieneigentum in ihrer Heimat zum guten Ton gehört: „Man kauft oder man hat’s nicht.“

Auch Schwiegersöhne werden danach beurteilt, ob sie einen Baugrund mitbringen.“ Offenbar hat ihr Mann, ein Franzose, diese Hürde geschafft. Wo sie ihn kennengelernt hat? Natürlich „bei der Arbeit“, anlässlich eines juristischen Studienaufenthalts in Rouen-Haute-Normandie.

Mittlerweile betreiben die beiden eine kleine Familie. Die Tochter ist eineinhalb, man teilt sich Aufgaben und Arbeitszeiten: „Ich habe die Nachmittage und Abende für die Kanzlei. Das geht sich perfekt aus.“

 

Neugierde und Expertise

Dabei war es anfangs gar nicht so klar, dass Theresia Grahammer in der Immobilienwelt landen würde. Während ihres Studiums der Politikwissenschaften (als Magistra abgeschlossen) fand sie Interesse und Begeisterung auch für die Rechtswissenschaften. Als frühen Mentor, den sie bis heute bewundert, erinnert sie sich an einen renommierten Anwalt mit Schwerpunkt Bankenrecht, in dessen Kanzlei sie als Studentin arbeitete.

Dass sie das Studieren ernst meinte, zeigen ihre Abschlüsse: zwei Magister- und ein Doktortitel. Neben der wissenschaftlichen Expertise entwickelte sie in den knapp 10 Jahren juristischer Arbeit in einer mittelgroßen Kanzlei den scharfen Blick für die Praxis des Immobilienrechts: Transaktionen, Projektentwicklung sowie alle Fragen des Miet- und Maklerrechts.

 

„Frauen sind sichtbarer“

Die übliche Frage, wie es ihr als Frau im Anwaltberuf gehe, beantwortet sie diplomatisch. Es sei schon etwas mehr Einsatz nötig, um Erfolg zu haben. Auch sehe und verstehe sie, dass sich viele Kolleginnen das Risiko der Selbständigkeit nicht antun. Immerhin hänge man in der Karenzzeit vor allem auch wegen des Beitragssystems der Rechtsanwaltskammer buchstäblich in der Luft, wenn da nicht ein Mann sei, der das Geld verdiene. Es gebe aber auch Vorteile, speziell in dem von ihr gewählten Spezialgebiet Immobilienrecht: „Frauen sind sichtbarer“.

Vielleicht sind sie manchmal auch fleißiger. Jedenfalls geht sich’s aus, dass sich Theresia Grahammer neben Kanzlei und Familie auch noch um zwei Bienenvölker kümmert.

Und während sie bienenfleißig gerade ihre Kanzlei einrichtet, denkt sie bereits an die berufliche Zukunft. Sie sucht eine Assistentin mit Grundbucherfahrung („mindestens 50 Jahre alt“) und einen Konzipienten oder eine Konzipientin. Auch im tollen Hochhaus an der Herrengasse hat sie ein Ziel: „Irgendwann übersiedle ich auf Stiege 1. Da hat man die beste Aussicht auf Wien“.