Am 6. Oktober wurde das Austria Trend Parkhotel Schönbrunn erneut zum Treffpunkt der In-house-Counsel-Community: Die Vereinigung Österreichischer Unternehmensjurist:innen (VUJ) gemeinsam mit ihrem Partner MANZ Rechtsakademie luden zum 7. Unternehmensjurist:innenkongress – einem inspirierenden Programmtag. Eröffnet wurde der Kongress mit einer Videobotschaft von Frau Bundesministerin für Justiz Dr. Sporrer. Thematisch eröffnet wurde der Kongress mit einer „Fishbowl“ zum Thema „Diversität als Stärke – Lippenbekenntnis oder gelebte Realität?“ – ein Thema, das Rechtsabteilungen zunehmend auch aus Compliance- und Governance-Perspektive treibt. Der Fokus galt den konkreten Potenzialen von Vielfalt für Teams, Entscheidungsqualität, Unternehmenskultur. In der Diskussion setzten Ulrike Farnik, Christoph Klaffenböck, Sandra Konstatzky (Gleichbehandlungsanwältin), Astrid G. Weinwurm-Wilhelm und wechselnde Diskutant:innen aus dem Publikum klare Akzente: Diversity ist Realität. Diversity wirkt, wenn sie messbar verankert, in Führung übersetzt und im Recruiting gelebt wird – und sie zahlt sich aus: Auswertungen belegen, dass vielfältig besetzte Unternehmen resilienter sind und mit höherer Wahrscheinlichkeit wirtschaftlich besser abschneiden. Im Rahmen des Panels „Unternehmensjurist:innen vor Gericht“ zeigten Praktiker:innen aus Justiz und Unternehmen anhand konkreter

Szenarien, wo Unternehmensjurist:innen ihre Rolle in Gerichtsverfahren nicht unterschätzen dürfen, wie sie diese bestmöglich wahr nehmen und welche – in den meisten Rechtsabteilungen noch zu wenig genutzten – digitalen Werkzeuge den unmittelbaren Austausch mit den Gerichten beschleunigen und kostengünstiger machen (Elektronischer Rechtsverkehr, justizonline.gv.at). Das Panel mit Barbara Deitzer (Senior Legal Counsel), Eva Hopf (Vizepräsidentin, Arbeits- und Sozialgericht Wien), Maximilian Kindler (VUJ-Gründer), Michael Kunz (Präsident, Handelsgericht Wien), Barbara Rath-Ruggenthaler (Vizepräsidentin, Handelsgericht Wien), und Maria Wittmann-Tiwald (Präsidentin a.D., Handelsgericht Wien) resümierten: klare Rollendefinition, präzise Kommunikation, gute schriftliche Dokumentation und rechtsabteilungsinterner Einsatz digitaler Tools zur Kommunikation mit Gerichten übersetzen juristische Expertise in spürbare Verfahrenswirkung. Der Themenblock „Internal vs. External Investigations“ spannte den Bogen von Whistleblowing bis Behördenkooperation und Risikoprävention: Christina Jilek (Europäische Staatsanwaltschaft), Beatrix Krauskopf (BWB) und Erika Stark-Rittenauer zeigten Best-Practices zu Whistleblower-Schutz, Hausdurchsuchungen und Prävention durch Compliance; Andreas Bernat (WKStA), Felix Frommelt und Mario Spanyi vertieften die Themen Geldbußen, Kronzeugenregelung und die Entscheidungspraxis zur Verbandsverantwortlichkeit – ein Gesamtbild, das den Stellenwert professioneller Internal Investigations für das Unternehmensrisiko klar unterstreichte. Zum Ausklang setzte Verhaltensforscher und Evolutionsbiologe Gregor Fauma einen pointierten Schlusspunkt: „Immer noch dieselben Affen? Freiluftgehege Rechtsabteilung“. Seine humorvoll vorgetragene Botschaft: Gute Führung, gelingendes Netzwerken und über zeugende Präsentationen haben viel mit Evolutionsbiologie zu tun – und lassen sich durch bewusste Gestaltung von Präsenz, Körpersprache und Sprache zielführender einsetzen – mit Glaubwürdigkeit als Schlüsselfaktor.

 

Schlussbetrachtung

Der Unternehmensjurist:innenkongress zeigt, wie breit das Wirkfeld moderner Rechtsabteilungen geworden ist: Sie sind Brückenbauer:innen zwischen Recht und Business, Navigator:innen in Ermittlungs- und Gerichtsverfahren – und Kulturgestalter:innen in Richtung Vielfalt und Wirksamkeit. Wer die eigene Abteilung strategisch wei terentwickeln will, findet hier keine bloße Jahrestagung, sondern einen praxisnahen Werkzeugkoffer – mit Orientierung für heute und Rückenwind für morgen.

Ein Teil des Vorstandes der Vereinigung österreichischer Unternehmensjurist:innen. Die Berufsvertretung ist mittlerweile 11 Jahre alt und gewinnt kontinuierlich an Bedeutung und Mitgliedern.