KI-gestützte Rechtsrecherche. Mit innovativer Technologie setzt der Fachverlag MANZ wie so oft in seiner 175-jährigen Firmengeschichte neue Maßstäbe und läutet eine neue Ära für Juristinnen und Juristen im Bereich der Rechtsrecherche ein. MANZ Genjus KI, ein auf Large Language Models (LLMs) basierender Recherche-Assistent, zeigt, wie KI das juristische Arbeiten revolutionieren kann. Anwalt aktuell hat MANZ-Geschäftsführer Peter Guggenberger und Alexander Feldinger, Produktmanager für Genjus KI, zum Gespräch gebeten.
Peter Guggenberger und Alexander Feldinger
Anwalt aktuell: Herr Guggenberger, das Jahr 2024 stand im Zeichen Ihres 175-jährigen Jubiläums unter dem Motto „Innovationen für Generationen“. Nun bringen Sie mit MANZ Genjus KI eine bahnbrechende Entwicklung auf den Markt. Wie sieht Ihre Strategie für dieses Produkt aus?
Peter Guggenberger: Wir haben im Sommer 2023 mit einem ersten Prototyp im Rahmen des MANZ KI-Labors gestartet. Rund 500 Juristinnen und Juristen konnten die Applikation testen und uns wertvolles Feedback geben, das direkt in die Weiterentwicklung eingeflossen ist. Aktuell befinden wir uns unmittelbar vor dem Start einer intensiven Early-Access-Phase, in der wir weitere Rückmeldungen von einem deutlich erweiterten Nutzer:innenkreis sammeln, um das Produkt bis zur Markteinführung im 1. Quartal 2025 zu perfektionieren.
Anwalt aktuell: Herr Feldinger, wie wurde das Produkt konkret weiterentwickelt?
Alexander Feldinger: Der Fokus lag auf der Optimierung der Datenbasis in unserer MANZ-Wissensdatenbank. Alle Inhalte mussten strukturiert, mit umfangreichen Metadaten angereichert und mit ihrem jeweiligen Gültigkeitszeitraum versehen werden, um das generative Sprachmodell optimal bei der Antworterstellung zu unterstützen. Parallel dazu haben wir die Interaktion der Suchfunktionen verbessert, um präzise und verlässliche Antworten zu gewährleisten. Das Feedback unserer Early-Access-Nutzer:innen ist dabei ein unverzichtbare Quelle für die Weiterentwicklung.
Anwalt aktuell: Wie funktioniert MANZ Genjus KI?
Peter Guggenberger: MANZ Genjus KI ist ein dialogbasiertes Recherche-Tool, das speziell für juristische Fachkräfte entwickelt wurde. Es beantwortet juristische Fragen, zitiert dabei die genutzten Quellen aus der MANZ-Wissensdatenbank und bietet in späteren Versionen Funktionen wie Zusammenfassungen gerichtlicher Entscheidungen, die Erstellung von Verträgen und die Analyse hochgeladener Dokumente.
Anwalt aktuell: Welche Technologien kommen bei diesem KI-Ansatz zum Einsatz?
Alexander Feldinger: Wir nutzen den RAG-Ansatz – Retrieval-Augmented-Generation. Dabei werden zuerst über einen hybriden Suchprozess relevante Fakten aus der MANZ-Wissensdatenbank ermitte Anschließend formuliert das generative Modell „Claude V3.5 Sonnet“ von Anthropic basierend auf diesen Fakten präzise und verständliche Antworten.
Anwalt aktuell: Lernt das System während der Nutzung dazu?
Peter Guggenberger: Nein. Das generative Sprachmodell wurde ursprünglich von Anthropic mit öffentlich verfügbaren Daten aus dem Internet trainiert. Bei MANZ Genjus KI wird über den RAG-Ansatz ausschließlich mit dem Faktenwissen aus unserer Wissensdatenbank gearbeitet. Daten und das Sprachmodell bleiben strikt getrennt, und wir garantieren, dass keinerlei Daten während des Verarbeitungsprozesses gespeichert werden. Wir verstehen uns hier als Gatekeeper der urheberrechtlich geschützten Inhalte unserer Autorenschaft.
Anwalt aktuell: Welche Quellen umfasst die MANZ-Wissensdatenbank?
Alexander Feldinger: Sie umfasst derzeit ausschließlich Inhalte aus Publikationen des MANZ-Verlags, dem Rechtsinformationssystem (RIS) und der Findok, aufgeteilt in rund 61 Millionen Textpassagen. Wir führen zudem Gespräche zur Lizenzierung weiterer Publikationen anderer Verlage und werden die Datenbank 2025 mit EU-Inhalten und Parlamentsdaten erweitern.
Anwalt aktuell: Wie funktioniert das Feedback-System in Ihrer Testphase?
Alexander Feldinger: Nutzer:innen können Antworten mit einem „Daumen hoch“ oder „Daumen runter“ bewerten und qualitative Kommentare hinterlassen. Diese Rückmeldungen fließen nach eingehender Analyse direkt in die Verbesserung des Produkts ein.
Anwalt aktuell: Abschließend: Für wen ist MANZ Genjus KI gedacht?
Peter Guggenberger: Das Tool richtet sich ausschließlich an juristische Fachkräfte, die im Sinne der KI-Verordnung als „Human in the Loop“ die Ergebnisse bewerten können. Für juristische Laien ist die Anwendung daher nicht geeignet.
Anwalt aktuell: Vielen Dank für das Gespräch!