Die Stimme der Frau in der Anwaltschaft

"Der Weltfrauentag und Selbst ist die Frau"

DR. ALIX FRANK-THOMASSER
DR. ALIX FRANK-THOMASSER

 

 

Unter dem Motto des internationalen Frauentags für 2021 „Women in leadership: Achieving an equal future in a COVID-19 world” wurde am 8. März 2021 wieder viel diskutiert. Auch in unserem Berufsstand fanden hochinteressante Veranstaltungen statt, darunter auch auf Ebene des Rates der europäischen Anwaltschaften www.ccbe.eu eine Onlinediskussion zum Thema „Gender and the legal profession – where are we now, where do we want to be and how to get there?“.

Ich möchte mich ganz bewusst auf letzteres konzentrieren, also auf die Frage wie kommen wir in 2021 weiter voran: Abseits unserer täglichen Gedanken rund um die COVID-19 Welt haben sich in der Zwischenzeit eine Reihe von sehr interessanten Organisationen herausgebildet, die gerade uns Frauen im Recht eine großartige Unterstützung leisten können, um sichtbarer und damit auch schlagkräftiger in unserem Berufsstand, aber überhaupt in Rechtsberufen zu werden. Diese Organisationen haben ganz besonderen Aufwind durch die im deutschen Sprachraum, aber durchaus auch europaweit, in den letzten 15 Jahren erfolgreich tätigen Initiativen unter dem Titel „Mehr Frauen in Aufsichtsräten“ erhalten. Es lohnt sich dazu einen Blick in die Website von Fidar www.fidar.de zu werfen, um den gesamten Kontext besser verstehen zu lernen und
um zu erkennen, wie es dazu gekommen ist, dass wir heute in manchen europäischen Ländern bereits gesetzlich zwingende Quoten für eine geschlechterdiverse Besetzung von Aufsichtsräten haben.


Female Board Pool, www.femaleboardpool.eu ist die internationale Initiative der in Corporate Governance ausgebildeten Frauen, die bereits seit 2011 eine ausgezeichnete Adresse für Unternehmen ist, die weibliche Bei- und Aufsichtsräte suchen. Diese Initiative ist auch die klare Antwort auf die von Unternehmen und deren Eigentümern (eher nicht von Eigentümerinnen) oft aufgeworfene Problemstellung, es stünde ja nicht genügend weibliches Potenzial für Beirats- und Aufsichtsratsfunktionen zur Verfügung. Jede Frau im Recht mit entsprechend internationalem Hintergrund, Praxiserfahrung im Bereich Corporate Governance und Gesellschafts- und Wirtschaftsrecht und entsprechenden Fremdsprachenkenntnissen hat als Mitglied die Möglichkeit, sich in der einschlägigen Datenbasis registrieren zu lassen. Female Board Pool vermittelt diese Profile nach Rücksprache mit der jeweiligen Frau im Recht an das anfragende Unternehmen.

 

Die österreichische „Schwester“ zu dieser internationalen Initiative ist die von Dr. Brigitta Schwarzer geleitete INARA, www.inara.at. Die INARA organisiert in Österreich in Zusammenarbeit mit Female Board Pool Seminarveranstaltungen und vor allen Dingen auch Gelegenheiten zu einem fachlichen Gedankenaustausch, gerade um Frauen im Recht und in der Wirtschaft für Funktionen in Beiräten, Aufsichtsräten und Stiftungsvorständen von Unternehmensstiftungen zu inspirieren.

 

Das österreichische Dienstleistungsunternehmen Board Search www.boardsearch.at hat sich schon seit Jahren erfolgreich mit der Suche nach qualifizierten Aufsichtsorganen im deutschsprachigen Raum spezialisiert. Wir Frauen im Recht müssen also vor allem selber anpacken, uns informieren, uns mit gleichgesinnten Frauen vernetzen und mit guter Ausbildung und Konzentration unseren in Aussicht genommenen Karriereweg umsetzen. Natürlich muss jede von uns für sich selbst entscheiden, welcher „Karrierehut“ ihr nicht nur am besten steht, sondern auch noch sicherstellt, dass alle sonstigen persönlichen Rahmenbedingungen unter diesen Hut passen. Aber eines kann ich dazu aus persönlicher Erfahrung jedenfalls beitragen: Mut zu einer gewissen Unvollkommenheit bezogen auf das Gesamtkonzept ist dabei eine Vorbedingung! Das heißt beim besten Willen nicht, dass an fachlicher Ausbildung und entsprechender intellektueller Orientierung zu sparen ist.

 

Es heißt aber, zu akzeptieren, dass wir nicht allen und vor allen Dingen auch nicht uns selber immer zu 100 % gerecht werden können. Mit ein bisschen weniger Anspruch in dieser Hinsicht bin ich selber viel schneller an das mir jeweils gesteckte Ziel gekommen. Und verstehen Sie es nicht falsch: Selber anpacken heißt nicht auf gute Netzwerke verzichten und schon gar nicht auf die eine oder andere erfolgreiche Person, ob nun Frau oder Mann, die einen zur nächsten Stufe auf  der Karriereleiter ganz selbstverständlich mitnimmt. Und es bedeutet auch nicht, unsere männlichen Kollegen aus ihrer Verantwortung zu entlassen, sondern viel mehr sie als male allies für die gemeinsame Sache zu gewinnen.

 

Die Initiative Women in Law – Frauen im Recht www.womeninlaw.info wird im Rahmen der Zweiten Internationalen Konferenz vom 9. bis 11. September 2021 den besonderen Zugang, den Frauen im Recht zu Funktionen in Beiräten, Aufsichtsräten und Stiftungsvorständen aus dem Blickwinkel gelebter Diversität heute haben, mit den dazu geladenen Fachexpert*innen beleuchten.

 

Die Autorin:
Gründerin der Alix Frank Rechtsanwälte GmbH in Wien,
spezialisiert auf M&A, Gesellschaftsrecht, Restrukturierungen,
Europäisches Vertragsrecht etc.
Diverse Funktionen in der Standesvertretung, national und international.
Gründerin und Obfrau des Vereins „Women in Law“