Mag. Martin Reichetseder                                                                                                                                        

Marchtrenk bei Wels ist ein nüchternes Straßendorf mit allen Nützlichkeiten des täglichen Lebens – von mehreren Banken über Cafés bis zu Lebensmittelläden. Mitten in der umgebenden flachen Landschaft – weitum sichtbar – steht ein beeindruckend großes Firmengebäude mit dem Logo TGW. Es sind mehrere Signale, die das Flair eines Welt-Unternehmens ausstrahlen: Zurückhaltend moderne Außenarchitektur, großzügige Umgebungsgestaltung (Bild links unten) und eine Eingangshalle gleich über mehrere Stockwerke. Hier wird groß gedacht, und Großes gemacht. Rechts neben der Rezeption erfährt man an einer Info-Wand die wesentlichen Kennzahlen des Unternehmens: 4.400 Personen arbeiten weltweit bei TGW Logistics, Durchschnittsalter 36 Jahre, an 24 Standorten in Europa, den USA und China. 125 hochqualifizierte Spezialistinnen und Spezialisten konzentrieren sich auf „highly automated robotics solutions“. 650 Patente hält man für Produkte und Lösungen. Das bisher größte von TGW Logistics errichtete Logistikzentrum verschickt bis zu 500.000 Pakete. Pro Tag. Im Geschäftsjahr 2022/2023 wurde ein Umsatz von 955 Millionen Euro erzielt.

Technik und Mensch

Erster Eindruck der Eingangshalle: Pure Begegnung. Glasflächen gewähren Einblick in Großraumbüros. Und es gibt fast nur solche, auch für die Geschäftsführung. Hier wird Kommunikation gelebt. Das unterstreicht auch Martin Reichetseder, der smarte CheTjurist von TGW Logistics: „Unsere Juristinnen und Juristen werden als Dienstleister in die Fachabteilungen geschickt. Denn wir wollen, dass die Hemmungen fallen, die Rechtsabteilung einzubinden.“ Denn eines sei klar: „Wir müssen rasch reagieren, und das geht nur, wenn auch die Rechtsabteilung das Tempo im Unternehmen mithält.“ Die insgesamt zwölf Personen im Team von Martin Reichetseder können sich über fehlende Vielfalt in ihrem Arbeitsleben nicht beklagen. „Prävention ist unsere Hauptaufgabe“ betont er. Deshalb werden laufend Schulungen, Trainings und Workshops angeboten unter dem Motto „Service is our success“. „Dabei gehen wir weit über einen Frontal-Unterricht hinaus bis hin zu Rollenspielen mit Risiko-Szenarien“.

Der Botschafter

Apropos Rollenspiel: Der gebürtige Mühlviertler Martin Reichetseder entdeckte bereits in der Handelsakademie Perg seine Leidenschaft fürs Schauspiel. Dort hätte er sicher auch Karriere gemacht, wäre da nicht die mahnende Grundsatzfrage „Kunst oder Geld?“ gestellt worden. Er absolvierte dann an der Universität Linz in Mindestzeit Recht. Dazwischen ging es zu einem Auslandssemester in die Schweiz und in der Folge richtig weit weg – nach Hongkong. Rückkehr dann nach Perg, Oberösterreich, um als Konzipient zu arbeiten. Aber: „Ich wollte nie Anwalt werden!“ Dessen ungeachtet übersiedelt er zur Gerichtspraxis nach Wien und absolviert die Anwaltsprüfung.

Nächstes .Kapitel: Erste Erfahrung als Unternehmensjurist bei Siemens, unter anderem in Indien. Und nochmal: Rückkehr in den Anwaltsberuf. Nach einem halben Jahr Selbständigkeit dann die gesicherte Erkenntnis, dass es nicht der richtige Weg war. Dem Herrn Anwalt fehlte in seiner Arbeit der internationale Bezug. Als sich 2017 die Chance bietet, Unternehmensjurist bei TGW Logistics zu werden, greift Martin Reichetseder zu. Und er bereut es nicht. Als Senior Legal Counsel hat er begonnen, 2018 kam der Compliance-Bereich dazu, seit März 2021 leitet er den gesamten Rechtsbereich des Konzerns von Versicherung über Arbeitsrecht, Contract-Claim-Management bis zu allgemeinen Rechtsangelegenheiten. „Ich wollte nie in einer klassischen Rechtsabteilung sein und habe meine Abteilung daher als Fachabteilung für Beziehungsmanagement zur Risikominimierung gestaltet. Wir sind Leute, bei denen man gerne anklopft und um irgendeinen Rat fragt. Wir sind Teil des Teams.“ Diese Lebendigkeit und Beweglichkeit lebt er täglich vor, indem er motiviert und inspiriert. „Ich sehe mich als Botschafter der Unternehmenskultur“, sagt er lächelnd. Der Erfolg gibt ihm recht: Sein Team ist unter den sieben besten Rechtsabteilungen Österreichs.