Ob eine Institution auf Tradition hält, erkennt man unter anderem daran, ob sie über eine Galerie ihrer Spitzenkräfte verfügt. Oberste Gerichtshöfe, Landesregierungen und auch die Kammern verschiedener Berufe stellen einige Laufmeter Wände zur Verfügung, um dort Bilder von Präsidentinnen und Präsidenten aufzuhängen Je nach kulturellem Umfeld und künstlerischem Wagemut des Porträtierten fallen die Bildnisse sehr verschieden aus. In der Durchschnittswertung siegt die Ansicht eines Menschen, „der etwas dar- stellt“, also nicht nur Präsidentendarsteller war. ,Am 4. April dieses Jahres wurde in der Fuchs-Villa in Wien der Neuzugang für die Präsidenten-Galerie der Rechtsanwaltskammer Wien enthüllt. Man rät richtig, wenn man nun annimmt, der Künstler könnte mit dem legendären Ernst Fuchs zu tun haben: es ist einer seiner Söhne – Daniel Friedemann Fuchs.

Sein Motiv war der Ex-Präsident der Rechtsanwaltskammer Wien, Michael Enzinger. Rund 30 Stunden haben Modell und Maler miteinander verbracht. Das handwerklich beeindruckende Bild schließt im besten Sinn der Tradition an die würdigen Porträts der meisten der 20 Vorgänger von Michael Enzinger an, die bereits in der Galerie hängen. Univ. Prof. Dr. Michael Enzinger hat die Kammer Wien von 2015 bis Mai 2023 geleitet. An den Stichwörtern „Corona“ und „Ibiza“ erkennt man, welche Herausforderung es zu bewältigen galt. Fragt man den emeritierten Präsidenten, wie er auf seine Zeit zurückschaut, meint er kurz: „Es waren schon sehr intensive Jahre.“ Dies umso mehr, als er souverän das Kunststück schaffte, neben dem Management der beiden Groß-Krisen auch als Rechtsanwalt und als Universitätslehrer „as usual“ zu arbeiten. Daneben erhob er regelmäßig seine oft mahnende Stimme in Sachen Standespolitik. Dies erklärt den berechtigten Ernst seines Ausdrucks auf dem Porträt.

Eine handverlesene Schar von Freunden und Begleitern aus der Standesvertretung wohnten der Enthüllung und Übergabe des Porträts an Enzingers Nachfolger in der Fuchs-Villa bei. 

Univ. Prof. Dr. Michael Enzinger, Danuel Friedemann Fuchs und Prof. Michael Breitenfeld bei der Enthüllung