ENERGIE UND KOMPETENZ. Als Arbeitsrechtsjuristin arbeitet sie im Personalbereich des internationalen Versicherungskonzerns ERGO, als Mutter kümmert sie sich um ihren zweieinhalbjährigen Sohn, und daneben leitet sie noch den Fachkreis „Arbeitsrecht“ in der Vereinigung österreichischer Unternehmensjurist:innen (VUJ). Damit nicht genug: Gülsah Kücükarslan ist seit Jänner dieses Jahres auch noch Unternehmensberaterin für KMU’s.
Mag. Gülsah Kücükarslan LL.B.
Die Biografie ist spannend, auf jeden Fall nicht von der Stange. Wer Salzburg kennt, weiß, was „Innergebirg“ bedeutet. Einerseits Idylle, andererseits überall ein bisschen Innerhofer („Schöne Tage“). Wer in Dorfgastein geboren wird, hat es leichter, wenn er Ebner oder Hüttinger heißt. Gülsah kam jedoch in einer türkischen Arbeiterfamilie zur Welt. Sie war noch klein, als ihr Vater von einer Karriere als Unternehmer träumte. Um diese zu starten, übersiedelte die Familie in die Landeshauptstadt. Die Sache mit einer eigenen Spedition lief dann nicht so gut. Das mag die wirtschaftlichen Sinne der Heranwachsen den geweckt haben. Und den Blick auf das Recht: „Der Gerechtigkeitssinn war immer da.“ Sie besuchte die Hauptschule und anschließend die Handelsakademie. Dann ergab es sich (siehe oben) fast logisch, Rechtswissenschaften und „Recht und Wirtschaft“ zu studieren. Wobei sich rasch ihr Talent zeigte: „Ich habe schon während des Studiums mein ganzes Umfeld beraten.“ 2020 übersiedelte sie dann nach Wien, wo sie am Arbeits- und Sozialgericht ihr Gerichtsjahr absolvierte. Anstelle des Weges in die Anwaltei wählte sie den Beruf der Unternehmensjuristin.
„Rechtssicherheit in der neuen Arbeitswelt“
Als einzige Juristin in der Personalabteilung der ERGO-Versicherung hat sie mit einem der prickelndsten Themen der Arbeitswelt zu tun: „Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten bis zu 40 Prozent im Homeoffice“. Alles, was sich in Sachen Telearbeitsgesetz tut, erläutert sie der Geschäftsführung. Auch Überprüfungen von arbeitsrechtlichen Fragestellungen aus Dienstverhältnissen gehören zu ihrem Job. Eine ihrer weiteren Aufgaben ist die Empfehlungsarbeit zur strategischen Optimierung der Teams, beispielsweise bei gesetzlichen Erneuerungen. Sie sagt: „Mir ist wichtig, rechtliches Knowhow mit wirtschaftlichem Denken zu verbinden.“ Ihr Arbeitgeber, die ERGO-Versicherung, ist ein internationaler Konzern, der in Österreich unter den Top Ten der Branche rangiert und mit knapp 900 Beschäftigten Produkte für die Sparten „Leben“, Wohnung und Haus, KFZ, Rechtsschutz, Zahngesundheit oder „Risiko“ anbietet. Von Österreich aus wird auch die Niederlassung in Tschechien mit rund 120 Personen geführt.
Schaffensfreude und Reiselust
Wir sitzen im „Café Bazar“ in Salzburg. Gülsah Kücükarslan ist mit ihrem zweieinhalbjährigen Sohn auf Kurzbesuch bei den Eltern. Ihr Mann, der in Wien im 9. Bezirk ein Reisebüro betreibt, hat gerade in Dubai zu tun. Da wäre sie auch gerne. Denn so oft es geht, begleitet sie ihn. Sie waren im Frühjahr schon auf Bali und im Mai auf Kuba. Tolle Eindrücke! Da drängt die Frage: Und wie geht sich all das zeitlich aus? Offensichtlich wunderbar. Mit einer klaren Priorisierung, minimalistischer Lebensweise und strukturierter Zeiteinteilung gelingt es ihr, das Wesentliche im Fokus zu behalten – beruflich wie privat. Denn wer gelernt hat, Komplexität zu durchdringen, schafft auch Raum für Inspiration, Reisen und neue Perspektiven. Denn seit Anfang dieses Jahres ist die energiege ladene Juristin neben ihrem Job bei ERGO auch noch als geprüfte Unternehmensberaterin tätig. Die Ausbildung dazu absolvierte sie zeitsparend während der Karenz. Einerseits durch die unternehmerischen Erfahrungen in der Familie, andererseits durch ihre Einblicke in die „große“ Realwirtschaft sieht sie sich gut gerüstet speziell in der Beratung für kleine und mittlere Unternehmen. Und dann gibt es auch noch eine ehrenamtliche Funktion. Gülsah Kücükarslan leitet im Rahmen der Vereinigung der Unternehmensjurist:innen den Fachkreis „Arbeitsrecht“. Aktuelles Thema: „Entgelttransparenzrichtlinie“. Wenn so eine umtriebige junge Frau dann im Gespräch fast nebenbei sagt: „Es ist nicht leicht, sich immer behaupten zu können“, dann stutzt man unwillkürlich. Sie, die energiegeladene, Aktivität versprühende, strahlende Person hat Zweifel? Wohl nicht mehr lange. Denn seit sechs Wochen beginnt sie den Tag bewusst mit einem kurzen, aber wirkungsvollen Morgenimpuls. Absender: Die „Female Leadership Academy“ in Deutschland. Für Empowerment ist gesorgt.