SENKRECHTSTART. Sie ist Anfang 30 und leitet bereits eine Abteilung mit 10 Personen. Das Unternehmen, für das sie tätig ist, beschäftigt 170 Mitarbeiter:innen. Von den 20 Führungskräften sind zwei weiblich. Mag. Sarah Lanzanasto ist eine von ihnen. Die Vereinbarkeit von Arbeit und Freizeit hält sie für eine wesentliche Qualität einer Unternehmenskultur.
Mag. Sarah Lanzanasto
Wir treffen uns in der Unternehmenszentrale von A1 in Wien. „World Direct“, ein hundertprozentiges Tochterunternehmen des Kommunikationskonzerns, ist kürzlich hier eingezogen. Platz dafür hat das neue Zauberwort der Arbeitswelt erschaffen: Homeoffice.
Auch Sarah Lanzanasto, Leiterin der Rechtsabteilung von World Direct, nutzt dieses Instrument persönlich. Im Laufe des Gesprächs wird immer unklarer, wie sie das macht. Denn in einem Unternehmen mit 170 Mitarbeiter:innen in Sistrans/ Tirol (Zentrale), Wien, Graz, Salzburg und Linz gibt es reichlich zu tun. Allein schon reisemäßig. Und was tut „World Direct“? Die Website erzählt: „Wir entwickeln Software und betreiben IT-Infrastruktur für Medizin, Energie, Immobilien, Finanz, Telekommunikation und Public Services – seit über 20 Jahren.“ Mag. Sarah Lanzanasto, 31, präzisiert: „Als Innovations-Hub für A1 bearbeiten wir im Wesentlichen fünf Bereiche: Für den Finanzsektor entwickeln wir Zahlungsdienstleistungen und neuartige AI-unterstützte Transaktionslösungen, dem Telekom-Markt stellen wir Telefonie-Anlagen in der Cloud zur Verfügung, im Energie-Markt betreiben wir ein virtuelles Kraftwerk und sind als Trader tätig, wir erstellen und betreuen hoch sichere Websites für den öffentlichen Sektor und E-Health Sektor stellen wir effiziente Patientenportale zur Verfügung."
Recht als strategischer Hebel
Welche Vielfalt an juristischen Herausforderungen sich täglich stellt, erkennt man bei einem kleinen Streifzug durch aktuelle Projekte und Services von „World Direct“. „Kontoblick“ heißt das neueste Bonitätsprüfungsinstrument, welches mithilfe von Open-Banking und Künstlicher Intelligenz sowie unter vollständiger Berücksichtigung des AI-Acts der Europäischen Union die Zahlungskraft von Kund:innen durchleuchtet. A1-Shops, Versicherungen oder große Handelsunternehmen können damit das Risiko von Zahlungsausfällen minimieren und dabei erhöhten Komfort für die Konsument:innen erreichen. Sparen ist auch das Stichwort für das Produkt „smartBoiler“. Mithilfe von Internet of Things-Technologie und der Anbindung an mehrere Strommärkte erfolgt die Aufheizung des Warmwasserspeichers zu einer Zeit, in der der Strom besonders günstig ist, wodurch sich über 50% der Energiekosten einsparen lassen. Mit A1-Payment wird eine Lösung für bargeldloses Zahlen auf den Markt gebracht, welche kleine und mittlere Unternehmen als Zielgruppe hat. Die Vision dabei ist es, Kleinunternehmen – wie dem Blumenladen um die Ecke – eine kostengünstige und einfache Akzeptanzstelle für Kartenzahlungen bereitzustellen, per Bezahl-Terminal oder auch über eine handy-basierte „soft-POS“-Variante.
Diese und andere Geschäftsideen in der Pipeline von „World Direct“ sind für Sarah Lanzanasto Referenzen für die Wandlung der Firmenstrategie: „Wir möchten unsere jahrzehntelange Projekterfahrung einsetzen, um Produkte und Services zu entwickeln, die nicht nur einzelnen Firmen, sondern vielen Menschen nützen.“
Weiblicher Erfolgsweg
Und wie verlief ihr bisheriger Berufsweg? Das Studium „Recht und Wirtschaft“ an der Universität Innsbruck habe eine gute Basis geschaffen, „juristisches Wissen mit unternehmerischem Denken zu verbinden“ stellt die Unternehmensjuristin fest. 2019, mit gerade einmal 25 Jahren, wurde sie bei „World Direct“ eingestellt, um die Rechtsabteilung aufzubauen: „Die Stelle gab es davor nicht.“ 2021 war sie bereits Leiterin eines mehrköpfigen Teams, zuständig auch für strategische Kooperationen. 2022 wurde Sarah Lanzanasto zur ersten weiblichen und zugleich jüngsten Führungskraft im Unternehmen. „Mir war wichtig“, sagt sie, „eine eigene frauliche Führungsrolle zu entwickeln. Frauen führen anders.“ Im Laufe ihrer Karriere habe sie gelernt, die weibliche Projektionsfläche zu nützen: "Frauen bringen Perspektiven ins Unternehmen!“ Dies mit entsprechendem Selbstbewusstsein zu tun, sei kein Fehler, meint sie: „Wer verändern will, muss sichtbar sein.“ Dass die Rechtsabteilung direkt der Geschäftsführung untersteht, darf als deutliches Zeichen für die Anerkennung ihrer Arbeit – und speziell auch deren Leiterin – gesehen werden. Sarah Lanzanasto: „Ich bin bei sehr vielen Projekten von Anfang an dabei. Für mich war das Recht im Software-Be reich immer ein strategischer Hebel.“