INNOVATIONSTEMPO. Als wäre das Jubiläum „175 Jahre“ – sportlich gesehen – eine Art Zwischenzeit gewesen, beteiligt sich der MANZ Verlag energiegeladen an allen wichtigen Entwicklungen der Digitalisierung und der Künstlichen Intelligenz. Das folgende Gespräch mit der geschäftsführenden Gesellschafterin und dem KI-Experten zeigt, dass auch auf die Kernprodukte Buch und Zeitschrift nicht vergessen wird.
Interview: Dietmar Dworschak
Anwalt Aktuell: Als wir uns im April hier bei MANZ getroffen haben, ging es um Genjus KI, die im Hause entwickelte Künstliche Intelligenz. Was hat sich damit seither getan?
Alexander Feldinger: Tatsächlich sehr viel. Wir haben bereits acht Updates realisiert. Da ging es um die Verbesserung von Funktionen und Erweiterung von Inhalten. Auch auf User-Feedback haben wir rasch reagiert. Wenn man bedenkt, dass wir zweiwöchentlich ein Update live gestellt haben, dann ist das eine sehr hohe Geschwin digkeit. Dessen ungeachtet haben wir heuer noch viel vor. Wir werden noch die gesamte EUR-Lex-Datenbank mit Rechtsgrund lagen und Entscheidungen integrieren und das Hochladen von Kundendokumenten zur Analyse ermöglichen.
Susanne Stein-Pressl: Wir sind beeindruckt von der positiven Dynamik und von der Schnelligkeit, mit der die Kundinnen und Kunden das Produkt angenommen haben. Es übertrifft unsere eigenen Erwartungen.
Anwalt Aktuell: Dynamik entwickeln Sie ja auch zum Thema Nachhaltigkeit, hört man….
Susanne Stein-Pressl: Ja, NIU ist als Angebot für Nachhaltigkeitsmanager:innen ab sofort in der RDB verfügbar und kann dort als zusätzliche Quelle abonniert werden. Es wird im Spätherbst per Chatbot zu testen sein, wie Genjus KI. Damit sollte es auch für den Nichtjuristen leichter zu bedienen sein. Es geht um einen breiten Themenbereich – von Antikorruptionsmaßnahmen bis zu Zero Waste-Management…was die ESG-Manager im Unternehmen halt so beschäftigt.
Anwalt Aktuell: Als juristischer Fachverlag sprechen Sie nun auch Nicht-Juristen an?
Susanne Stein-Pressl: Zum Thema Nachhaltigkeit kommt viel aus der EU. Verordnungen sind eine sehr juristische Materie, und die, die sie in Unternehmen anwenden müssen, sind oft Nichtjuristen. Daher auch diese Kombination. Wir achten darauf, dass es auch für Nichtjuristinnen und -juristen verständlich ist. Es wird ein niederschwelliger Zugang geboten.
Anwalt Aktuell: Die neueste Zeitschrift Ihres Hauses trägt den Titel „ailex“. Ist dieser Themenbereich bereits so prominent geworden, dass man ein eigenes Magazin dafür braucht?
Susanne Stein-Pressl: Als Unternehmen erleben wir selbst, wie wichtig diese Fragestellungen geworden sind und gehen davon aus, dass es genauso die ganze Wirtschaft beschäftigt. Die Thematik ist längst in den Beratungsmandaten der Anwältinnen und Anwälte angekommen. Es geht nicht nur um Fragen der Juristerei, sondern auch um solche der Technik. Wir haben daher eine interdisziplinäre Redaktion zusammengestellt. Derzeit laufen die Vorbereitungen für die erste Ausgabe bereits auf Hochtouren! Das erste Heft wird im November erscheinen, worauf wir uns schon sehr freuen.
Anwalt Aktuell: Technik, das ist Ihre Welt, Herr Mag. Feldinger…
Alexander Feldinger: Uns trifft das Thema natürlich bei beiden KI- Produkten und wir machen uns schon länger Gedanken zur notwendigen Dokumentation. Aus diesem Grund erweitern und festigen wir unsere AI Governance im gesamten Unternehmen. Weiters geht es um die Frage, welche Schritte man gesetzt hat, um die Qualität zu verbessern. Insgesamt ist es wichtig, die Vorgänge nachvollziehbar zu dokumentieren.
Anwalt Aktuell: Eine Frage zum Innovationsdruck: Wie stark sind Sie da gefordert?
Alexander Feldinger: Einerseits könnten wir aus technologischer Sicht noch mehr machen. Man wird ja ständig mit den führenden Produkten des KI-Bereichs verglichen. Die Frage ist: Was ist unser Mehrwert im Vergleich mit anderen Tools? Für uns sind Feedbacks sehr wichtig, positive und negative. Wir können sehr rasch darauf reagieren. Oftmals innerhalb eines Monats. Bei manchen Herausforderungen dauert eine Lösungsfindung natürlich länger.
Anwalt Aktuell: Das Thema „Compliance“ rauscht nun schon mehrere Jahre durch die juristische Szene. Kann man als Verlag da noch etwas Neues anbieten?
Susanne Stein-Pressl: Wir setzen hier auf Kooperation. Gemeinsam mit der Compass-Gruppe bieten wir neuerdings ein Compliance-Screening an, weil wir wissen, dass es einen hohen administrativen Aufwand für Anwälte und Kanzleien gibt, in regelmäßigen Abständen ihre Klientinnen und Klienten zu überprüfen, um potenzielle Compliance Risiken zu identifizieren und zu bewerten. Unser Compliance-Screening erleichtert das jedenfalls, indem es den Check quasi auf Knopfdruck anbietet.
Anwalt Aktuell: Eine Art juristisches Erdbeben hat sich mit 1. September ereignet – das Ende des Amtsgeheimnisses. Wie haben Sie als Verlag darauf reagiert?
Susanne Stein-Pressl: Ja, das Thema begegnet einem jeden Tag in der Zeitung, dort stärker politisch motiviert. In einem Praxishandbuch haben wir bereits die ersten Problemfälle antizipiert, und zum Informationsfreiheitsgesetz (IFG) bieten wir bereits einen Kommentar an.
Anwalt Aktuell: Das IFG-Praxishandbuch, nehme ich an, ist kein Ladenhüter?
Susanne Stein-Pressl (lacht): Nein, zum Glück nicht. Es ist ein positives Beispiel, wie Praxishandbücher im Alltag genützt werden.
Anwalt Aktuell: Es ist nicht lange her, da haben wir über „175 Jahre Manz Verlag“ gesprochen. Wie geht es Ihnen bei den zunehmend hohen Geschwindigkeiten der Entwicklung, speziell im Bereich der Künstlichen Intelligenz?
Susanne Stein-Pressl: Ich glaube, es ist meinen Ahnen nicht besser gegangen bei den Innovationen, die sie für ihre Generation erbringen mussten. Wahrscheinlich hat mein Vater es bei der Einführung der Rechtsdatenbank in den späten Achtzigern ähnlich herausfordernd empfunden. Man steht dauernd unter Strom und versucht, Neues auszuprobieren. Im besten Fall wird das Produkt von Woche zu Woche besser.
Frau Magister Stein-Pressl,
Herr Magister Feldinger,
danke für das Gespräch.