Die WomenInLaw Conference 2025, die vom 11. bis 13. September an der Universität Wien statt fand, bot einmal mehr den feierlichen Rahmen für die Verleihung der Justitia Awards 2025. Bereits zum sechsten Mal wurden damit Frauen geehrt, die im juristischen Bereich national und international Herausragendes geleistet, bestehende Hürden überwunden haben und als Vorbilder für die nächste Generation von Jurist:innen wirken.
Dr. Alix Frank-Thomasser
Die Justitia Awards wurden wie immer in drei Kategorien – Leader Lifetime Award, Academia so wie Young Achievers/Game Changers/Pioneers– verbunden mit zwei special awards im Bereich Academia und erstmals in der Politik verliehen und gelten als wichtige nationale/internationale Auszeichnungen für Juristinnen. Sie sorgen dafür, dass außergewöhnliche Leistungen von Frauen in allen Bereichen des Rechts weithin sichtbar gemacht werden, ob nun als Laureate oder als für den Award short gelistete Kandidatin. Die Resonanz auf die diesjährige Bewerbungsphase mit mehr als 200 Nominierten aus aller Welt war überwältigend. Zwei herausragende Österreicherinnen wollen wir nun vorstellen: Renate Winter, deren Lebenswerk im internationalen Strafrecht und im Einsatz für Kinderrechte mit dem Leader Lifetime Award 2025 gewürdigt wurde, sowie Theresa Hammer, die als Shortlist-Kandidatin für ihr außerordentliches Engagement im Kampf gegen Diskriminierung und für Gleichstellung hervorzuheben ist. Die ehemalige UN-Richterin Renate Winter widmete ihr gesamtes Berufsleben dem Jugendstrafrecht, Familienrecht sowie dem Schutz von Kindern und Frauen, insbesondere in Krisen und Postkonfliktregionen. Nach ihrer Tätigkeit am Wiener Jugendgericht war sie von 1996 bis 2000 als Beraterin der Vereinten Nationen in Wien tätig, wo sie an der Umsetzung der Kinderrechtskonvention in Entwicklungsländern mitarbeitete. In dieser Funktion unterstützte sie Reformprojekte unter anderem in Albanien, Bosnien-Herzegowina sowie Nigeria. Ab 2002 war Renate Winter am Sondergericht für Sierra Leone tätig, das für die Aufarbeitung schwerer Kriegsverbrechen zuständig war. Von 2008 bis 2010 stand sie diesem Tribunal als Präsidentin vor und prägte dessen Arbeit maßgeblich. Später übernahm sie die Leitung des Residual Special Court, der die Nachfolgeaufgaben des Tribunals wahrgenommen hat. Damit zählt sie zu den wenigen europäischen Juristinnen, die in leitender Funktion in einem internationalen Strafgerichtshof tätig waren. Darüber hinaus war Renate Winter viele Jahre Mitglied des UN-Ausschusses für die Rechte des Kindes, den sie zeitweise auch präsidierte. In dieser Rolle setzte sie internationale Standards im Jugendstrafrecht und Kinderschutz und brachte sich von Europa über Afrika bis nach Lateinamerika ein. Für ihr jahrzehntelanges Wirken erhielt sie im Rahmen der Justitia Awards 2025 den Leader Lifetime Award. Diese Auszeichnung würdigte nicht nur ihr Lebenswerk, sondern vor allem ihren unermüdlichen Einsatz für Kinderrechte, Menschenrechte und internationale Gerechtigkeit, mit dem sie Maßstäbe in der internationalen Rechtsentwicklung setzte.
Die österreichische Juristin Theresa Hammer gilt als eine der führenden Stimmen im Kampf gegen Diskriminierung und für Gleichstellung. Sie verbindet juristische Expertise mit strategischem Engagement und macht das Recht damit zu einem wirksamen Werk zeug für gesellschaftliche Veränderungen. Seit 2022 ist Theresa Hammer Geschäftsführerin und Leiterin der Rechtsdurchsetzung beim Klagsverband in Wien. Dort verantwortet sie die strategische Prozessführung, leitet ein Anwaltsteam und führt richtungsweisende Verfahren, die den Schutz von Diskriminierungsopfern stärken und den Zugang zum Recht verbessern. Ergänzend engagiert sie sich in Öffentlichkeitsarbeit, Bildungsprojekten und Menschenrechtsmonitoring, um Benachteiligungen sichtbar zu machen und Reformen anzustoßen. Zudem wirkt Hammer an internationalen Menschenrechtsberichten, etwa für den UN-Ausschuss zur Beseitigung der Diskriminierung gegen Frauen (CEDAW), mit und bringt ihre Expertise in Monitoring-Gremien zur Umsetzung der UN-Behindertenrechtskonvention ein. Mit ihrem Engagement trägt Hammer entscheidend dazu bei, nicht nur einzelnen Diskriminierungsopfern zu ihrem Recht zu verhelfen, sondern auch einen strukturellen Wandel hin zu mehr Gleichstellung und Gerechtigkeit zu bewirken. Die Bewerbungen für den Justitia Award 2026 starten im Jänner 2026. Die WomenInLaw Initiative freut sich über jede Bewerbung und das Justitia Awards Election Committee wird diese respektvoll prüfen.