Die Stimme der Frau in der Anwaltschaft

Weltfrauentag 2024 – Die ersten Rechtsanwältinnen!

Advokaten 1938, Manz (2022), die 2. und englische Fassung, die Publikation des Wiener Vereines 

„Verein zur Erforschung der anwaltlichen Berufsgeschichte der zwischen 1938 und 1945 diskreditierten Mitglieder der österreichischen Rechtsanwaltskammern" (www.advokaten1938.com), wird einen Tag vor dem Weltfrauentag, am 7. März  2024, im Österreichischen Kulturinstitut in New York einem breiten Fachpublikum in den USA vorgestellt. Mit diesem Buch werden auch die Anfänge der Geschichte der Frauen in der Anwaltschaft beleuchtet.

Die ersten Rechtsanwältinnen in Österreich, allen voran Dr. Marianne Beth, haben auf ihrem Weg in die Anwaltschaft und als Rechtsanwältin für Frauen in unterschiedlicher Weise gekämpft und sich für Frauenrechte gezielt eingesetzt. Marianne Beth brachte nicht nur eine der ersten Publikationen zum Thema Frauenrechte im Jahr 1931 (Das Recht der Frau, Verlag der österreichischen Staatsdruckerei in Wien) heraus, sondern fungierte in einer Reihe von Funktionen in den unterschiedlichsten Frauenorganisationen, war aber auch Generalsekretärin der "International Association of Lawyers". Der "Anschluss" von Österreich zwang Marianne Beth in die Emigration in die USA.

Dr. Ilse Knapitsch, geborene Jaksche, wurde am 03. März 1931 vom Ausschuss der steiermärkischen Rechtsanwaltskammer als erste Rechtsanwältin mit dem Wohnsitz in Graz in die Rechtsanwaltsliste für Steiermark eingetragen. Schon als junge Frau und als Rechtsanwaltsanwärterin gab Dr. Ilse JAksche die akademischen Frauenblätter heraus. Ein damals viel beachtetes akademisches Journal, das - wie sie selbst in ihrem Editorial schreibt - "in Frauenfragen Aufklärung und Anregung bietet und vor allem das Frauenstudium unterstützt.“ Es war bei weitem keine Selbstverständlichkeit, dass Frauen zu Beginn des 20igsten Jahrhunderts freien Zugang zum Studium hatten, egal zu welchem. So spricht sie im August 1938 zum Thema Frauenstudium und Volksgemeinschaft mit dem Rückblick auf 30 Jahre akademisches Frauenstudium. Man beachte: Damals im Nationalsozialismus waren Frauenthemen, noch dazu solche, die Frauen ins berufliche, vor allem auch öffentliche Leben brachten, auch nicht gerade willkommen.

 

Die erste niederösterreichische Rechtsanwältin Dr. Adrienne Schnitzer war auch intensiv in Frauenvereinen tätig und wurde im Jahr 1937 in den Vorstand der Vereinigung der berufstätigen Juristinnen Österreichs gewählt. Dem Vorstand dieser Vereinigung gehörte auch Dr. Marianne Beth als Präsidentin an. 

Im Zeitpunkt des "Anschluss" waren gerade einmal 25 Frauen als Rechtsanwältinnen in der Rechtsanwaltskammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland eingetragen. Die damals größte Länderkammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland zähle im März 1938 insgesamt 2.541 Mitglieder. Mit dem Ergebnis, dass der Anteil an Frauen in der Anwaltschaft damals unter einem Prozent lag. Ende 1938 hatte die Rechtsanwaltskammer für Wien, Niederösterreich und Burgenland 771 Mitglieder. 1.804 Rechtsanwält:innen wurden aus NS-spezifischen Gründen gelöscht, darunter 20 Frauen. Gerade einmal 4 der ersten Rechtsanwältinnen blieben über die NS-Zeit im Berufsstand tätig und einige ganz wenige Frauen wurden in dieser Zeit als Rechtsanwältinnen eingetragen.

 

Seit 2021 erinnert der „Marianne Beth Preis – Preis zur Wahrung der Rechtsstaatlichkeit in Österreich“, vom Österreichischen Rechtsanwaltskammertag gestiftet, an die großen Vorkämpferinnen in der Anwaltschaft für Frauen und deren Gleichbehandlung. Erste Preisträgerin wurde 2022 die Rechtsanwältin Dr. Helene Klaar. 1982 wurde sie von Frauenministerin Johanna Dohnal mit dem Verfassen eines Scheidungsratgebers für Frauen zum damals neuen Familienrecht beauftragt. In einem Interview https://anschlaege.at/es-waere-zeit-fuer-eine-entschiedene-frauenbewegung mit Andrea Czak, Obfrau des Vereins Feministische Alleinerzieherinnen - FEM.A., wird ihr Einsatz für Frauenrechte mit aller Dramatik, die unterschiedliche Regelungen im Kinderschaftsrecht in den letzten 20 Jahren herbeiführten, offenbar.

Unter dem Leittitel Making Law Attractive Again der 5. Internationalen Konferenz vom 12. bis 14. September 2024 in Wien der The Initiative Women in Law - Frauen im Recht www.womeninlaw.info wird diskutiert und gelehrt, wie bedeutsam der Rechtsanwaltsberuf für die Gesellschaft sein kann und auch ist.