Die Insolvenzstatistik des AKV über die ersten drei Quartale 2022

Österreichweit haben die eröffneten Firmeninsolvenzen in den ersten drei Quartalen 2022 im Vergleich zu 2021 um 73,6 % von 1.228 auf 2.132 Verfahren zugenommen.

 

Mag. Franz Blantz, Bereichsleiter Insolvenz

W ährend der Pandemie wurde eine Verlagerung zu Insolvenzeröffnungen über Gläubigeranträge festgestellt. Im Jahr 2022 wurden von den 2.132 Eröffnungen 1.413 Verfahren über Gläubigeranträge eröffnet, somit etwa zwei Drittel (66,3 %) der Verfahren.

Der Bereich der Abweisungsbeschlüsse, welche sich mehr als verdoppelt haben (+157,6 %) – nämlich von 614 auf 1.582 – hat eine bedenkliche Entwicklung genommen. Nur in wenigen Fällen liegen mehrere Abweisungsbeschlüsse gegen dasselbe Unternehmen vor, sodass die Insolvenzgerichte letztlich bei circa 1.400 Unternehmen festgestellt haben, dass nicht einmal ein Vermögen von 4.000 Euro zur Kostendeckung vorhanden ist.
Drastisch angestiegen sind auch die Gesamtpassiva, nämlich um 54,8 % sowie die Anzahl an gefährdeten Arbeitsplätzen, welche um 59,1 % gestiegen sind. Wöchentlich wurden über das Vermögen von 55 Unternehmen in
Österreich Insolvenzverfahren eröffnet.

 

Gefährdete Arbeitsplätze
1.– 3. Quartal 2022: 7.207
1.– 3. Quartal 2021: 4.530


In den ersten neun Monaten des Jahres 2022 konnten aber auch 1.734 Firmeninsolvenzen beendet bzw. abgeschlossen wurden. In 481 Verfahren (27,7 %) wurde mit den Gläubigern ein Sanierungsplan abgeschlossen.
Bei 143 Einzelunternehmen (8,25 %) wurde nach Schließung des Unternehmens ein Zahlungsplan vereinbart. In mehr als einem Drittel der Verfahren kommt es daher zur Annahme von Entschuldungsvorschlägen, ein international hervorragender Wert. Anderseits endeten 508 Verfahren (29,30 %) mit einem Totalausfall für die Gläubiger.


Privatinsolvenzen
Österreichweit haben die eröffneten Privatinsolvenzen in den ersten drei Quartalen um 23,47 % Schuldenregulierungsverfahren zugenommen.
Bei diesen 6.208 eröffneten Verfahren handelt es sich in 171 Fällen um eröffnete Gesamtvollstreckungsverfahren. Nachdem nur ein geringer Anteil an Verfahren auf Gesamtvollstreckungen entfällt, kann daraus abgeleitet werden, dass abweichend zu den Firmeninsolvenzen im Bereich der Privatinsolvenzen ein Großteil der Verfahren (97,25 %) auf Eigenantrag und somit über Eigeninitiative der Schuldner eröffnet werden.

Die Durchschnittsverschuldung ist mit 115.200 Euro weiterhin auf einem hohen Niveau. Im Jahr 2021 hat diese 107.800 Euro betragen. In Österreich wurden wöchentlich 159 Privatkonkurse eröffnet.


Ausblick
Die 2.132 eröffneten Firmeninsolvenzen liegen nur mehr knapp unter dem Vor-Corona-Niveau des Jahres 2019.
Der Corona-Nachholeffekt nach dem Auslaufen der staatlichen Unterstützungsmaßnahmen wird derzeit verstärkt von der inflationären Entwicklung, den gestiegenen Energie- und Produktionskosten, vermeintlichen Produktionsstopps und einem erwarteten Konsumrückgang. Dadurch erwarten wir, dass bisher wirtschaftlich gesunde Unternehmen ebenfalls in finanzielle Schieflage geraten werden und diese zunehmenden Sanierungen im Rahmen von Insolvenzverfahren anstreben werden.
Im Bereich der Privatinsolvenzen wird die Teuerungswelle mittelfristig zu einer Verschiebung der Insolvenzursachen führen. So werden die Insolvenzursachen für Konsumenten vermehrt in gestiegenen Lebenserhaltungskosten liegen und weniger auf eine Arbeitslosigkeit zurückzuführen sein.


Detaillierte Bundesländerzahlen finden Sie auf der AKV-Website, in der auch neue „interaktive Grafiken“ eingebaut sind, die die aktuellen und vergangene Insolvenzzahlen aller Bundesländer über die letzten Jahre zur Verfügung stellen.

Diese Informationen, die auch zum Download bereitgestellt sind, finden Sie unter
www.akv.at/akv-newsroom/statistiken/insolvenzstatistik-1-3-quartal-2022