Anwältinnen visibel oder nicht in Legal Tech?

Es wurde schon eine ganze Menge über Legal-Tech geschrieben, auch, dass insbesondere Frauen in der Ausübung ihres Anwaltsberufes von den Entwicklungen nur profitieren können.

 

 DR: ALIX FRANK-THOMASSER

Zunehmend sind wir in der Anwaltschaft angesichts der Nachfrage nach sogenannten easy-to-use services gezwungen, unsere bisherigen Geschäftsmodelle, Organisationsstrukturen, Kostenmodelle und vieles mehr in unseren Arbeitsprozessen neu zu überdenken. Jene Bereiche unserer Arbeit, die vornehmlich von der Digitalisierung betroffen sind, erstrecken sich auf e-discovery, also die Erfassung und Analyse von großen Dokumentenpaketen zum Beispiel im Rahmen einer Due Diligence, legal search, wenn wir auf der Suche nach dem passenden anwendbaren Recht oder Rechtsprechung sind, document generation, um uns die Erstellung von Verträgen, Schriftsätzen etc. zu erleichtern, brief and memo generation, die kurze Telefonnotizen und Gesprächsnotizen automatisiert aus unseren Unterhaltungen zusammenfassen kann und schließlich legal analytics, das uns bei der Analyse von Datenmengen einen einschätzbaren Blick in die Zukunft gewährt.

Alle diese Anwendungen müssen aber auch sicherstellen, dass die verarbeiteten Daten non-biased sind, daher alle wesentlichen Grundsätze von Equality und Diversity repräsentieren. Ist das nicht so, werden auch die Ergebnisse dieser Anwendungen ein falsches Bild wiedergeben. Ein Bild, das uns letztendlich wieder als Frauen im Recht eher ein paar Jahrzehnte zurückwirft, als in die Zukunft bringt. Ein gutes Beispiel dafür sind Anwendungen, die die Personalsuche vereinfachen oder in der Anwaltskanzlei darüber entscheiden, wer bei welchen Teams dabei ist, oder eine besonders interessante Herausforderung annehmen darf.

 

Umso wichtiger ist es, dass gerade Frauen im Recht bereits in die ersten Überlegungen für derartige Anwendungen aktiv eingebunden sind. Die niederösterreichische Anwältin Katharina Bisset, spezialisiert auf Datenschutz, IT-, IP-, Medienrecht und LegalTech legt uns Anwältinnen hier einiges vor und inspiriert mit Sicherheit nicht nur die Autorin dieses Beitrages, sondern die next generation der Frauen im Recht. Sie hat neben ihrer Anwaltskanzlei bereits zwei erfolgreiche Unternehmen mitgegründet, „Nerds of Law OG“ und „Netzbeweis GmbH“. Ihr technischer Background erlaubt ihr Schnittstelle und Dolmetscherin zwischen IT und Recht zu sein. Sie ist Lektorin an der FH Wiener Neustadt, FH BFI Wien, FH St. Pölten sowie Vortragende an der ARS.

Mit Netzbeweis sorgt Sie dafür, dass „Hass im Netz“, vor allem in sozialen Medien, der leider allgegenwärtig ist, nachvollziehbar und beweisbar wird. Netzbeweis sichert Hasspostings auf Twitter, um diese Beweise später gegebenenfalls vor Gericht verwenden zu können. Auf www.netzbeweis.at kann von der betroffenen Stelle ganz einfach ein Screenshot erstellt werden, der in einem Bericht festgehalten wird. Dieser Bericht wird elektronisch signiert, sodass der Abrufzeitpunkt und die Unverfälschbarkeit des Berichts sichergestellt werden.

Katharina Bisset verfolgt ganz offenbar leidenschaftlich und unermüdlich ihre Ziele und verwendet ihr Know-how dazu, die Welt vor allem auch für Frauen zu verbessern (siehe Netzbeweis). Sie dominiert die nach wie vor noch sehr männliche LegalTech Branche und inspiriert ganz nebenbei mit ihrer authentischen und hartarbeitenden Art andere Frauen, mehr an sich zu glauben. Ihre Zitate sollten uns alle durch unser Berufsleben begleiten: „Instead of listening to people about what can’t be done, for a change, just do it.” Oder “Second time‘s the charm. Failure is sometimes just a testrun.“

Die The Women in Law Initiative www.womeninlaw.info hat im Rahmen ihrer Dritten Internationalen Konferenz vom 15.–17. September 2022 in einer feierlichen Gala die Justitia Awards 2022 unter anderem in der Kategorie game changers / pioneers / young achievers verliehen. Katharina Bisset ist eine der drei 2022 top shortlisted Frauen im Recht in dieser Kategorie (siehe Justica Awards 2022).